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Gummierung

Seit ihrer Geburt vor über 160 Jahren tragen Briefmarken auf ihrer Rückseite in der Regel eine Gummierung, damit man
sie aufkleben kann. In der Regel bedeutet: Es gibt ausnahmsweise auch Marken, die ohne Gummi ausgegeben wurden,
um bei hoher Luftfeuchtigkeit ein Zusammenkleben bereits vor der Benutzung zu verhindern. Beispiele da für sind Aus-
gaben Vietnams oder Brasiliens.

In den meisten Fällen erfolgt die Gummierung des Papiers vor dem Druck der Marken, seltener wurde sie in früherer Zeit
auch nach dem Druck aufgebracht. Verwendet worden sind im Laufe der Zeit verschiedene Stoffe: anfangs tierische
Leime, dann pflanzliche Produkte wie Gummi arabicum und Dextrin oder in jüngster Vergangenheit vor allem Kunst-
stoffe.

Gelegentlich ist Gummi verwendet worden, dessen chemische Zusammensetzung langsam das Papier zerstört, so daß
in solchen Fällen Marken oder Blocks mit beseitigtem Gummi als vollwertig ungebraucht gelten. Ein bekanntes Beispiel
sind die deutschen OSTROPA-Blocks von 1935, deren Gummi so stark schwefelsäurehaltig war, daß sofortige Beseiti-
gung des Gummis angeraten wurde.

Das Erscheinungsbild des Gummis ist dabei - betrachtet man die Ausgaben vieler Länder - überaus differenziert. Es gibt
in der Sammlerterminologie Gummi, der glatt, brüchig, körnig, gestreift oder borkig ist. Es existieren matte und glänzen-
de Gummierungen. Und neben weißem Gummi kommt solcher in Gelblich, Bräunlich, Rötlich und Bläulich vor. Fast un-
sichtbarer Gummi wird auch Trockengummi genannt.

Eine Besonderheit aus Notzeiten ist der sogenannte Spargummi, der nach 1945 in Thüringen und Ostsachsen vor-
kommt. Dabei wurden, um Rohstoffe zu sparen, kreisförmige Stellen der Markenrückseiten beim Gummieren ausge-
spart. Eine Variante dessen tritt auf, wenn bei einem Block zum Beispiel nur die Marke, nicht aber auch der Blockrand
gummiert ist. Ein Beispiel dafür stellt der Goethe-Block der sowjetischen Besatzungszone von 1949 dar.

Gummiriffelung entstand, wenn nach dem Trocknen des gummierten Papiers der Gummi durch Walzen gebrochen wur-
de, um ein Rollen des Papiers zu verhindern. Solche von Walzen verursachte Riffelung kann es waagerecht oder senk-
recht auf der Markenrückseite geben, was gelegentlich bei ein und der selben Ausgabe in beiden Varianten vorkommt
und damit unter den Abarten notiert ist.

Ein ganz eigenes Kapitel jüngster Zeit zum Thema Gummierung stellen die sogenannten selbstklebenden Marken dar,
die mit Hilfe von Selbstklebefolien und auf dafür geeigneten Trägern produziert werden.

Marken und Blocks, deren Gummi so erhalten ist, wie er bei ihrer Ausgabe am Schalter vorhanden war, gelten in der
philatelistischen Beschreibung als postfrisch und erhalten das Symbol zwei Sterne. Marken, die einen Falz oder Falz-
rest tragen oder deren Gummierung aus anderen Gründen mehr oder weniger beschädigt ist, gelten als ungebraucht
und werden mit einem Stern bezeichnet.

Der Begriff "Ungebraucht ohne Gummi" sollte nur dort angewendet werden, wo Marken entweder ohne Gummi erschie-
nen oder dessen Beseitigung aus nachvollziehbaren Gründen (Tropenfeuchtigkeit) erfolgte.

Da zwischen Ungebraucht und Postfrisch in der Regel ein erheblicher Preisunterschied besteht, gibt es viele betrügeri-
sche Nachgummierungen, die als Fälschungen gelten. Im Zweifelsfalle empfiehlt sich daher eine Vorlage beim Prüfer.


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